Herbstgedanken

Regen prasselt an mein Fenster, der Wind rauscht durch die Bäume, ich sehe die ersten gelben und roten Blätter, denke an Rilke und spüre, dass es, nach so vielen südlicheren Tagen, nun Zeit ist…

Zeit für die Ernte und den Dank – für alles, was die Göttin einem den Sommer über beschert und geschenkt hat. Der Sommer war sehr groß
Ja, er war groß und reichhaltig, oft chaotisch, vieles verändernd, intensiv, voller Kraft und Leben. Es ist schön, zurückzuschauen und die Fülle zu betrachten. Und ich spüre, wie großartig es ist, dass die Feier früher bis zum ersten Vollmond nach dem Fest dauerte. So habe ich beschlossen, mir bewusst bis Ende des Monats Zeit zum „Feiern“ und für meine Ernte zu nehmen, und ich lade dich ein, aus dem Alltagstrott und dem mal-eben-schnell sich bedanken auszusteigen… und wirklich Zeit zu haben, um Résumé zu ziehen und sich immer wieder und wieder zu bedanken – bei der Natur, bei den andern, bei sich selbst (ja, das wird häufig vergessen).

Zeit des Übergangs, der Schwelle. Wie der Frühling ist der Herbst eine Zeit der Dämmerung, des Zwischenzustands zwischen Tag und Nacht. Der Herbst ist der Sonnenuntergang des Jahres. Nun wird es wieder dunkler, langsamer, tiefer, schwerer. Der Sommer geht zu Ende und die dunkle Jahreszeit steht vor der Tür. Die Energien ziehen sich zurück, das während des Sommers nach außen gelebte Leben weicht wieder dem nach innen gerichteten. Auch das mach dir bewusst, geh diesen Übergang nicht ‚mal nebenbei‘.
Früher brachte man Opfer, um über Schwellen zu gelangen, denn man wollte den ersten Schritt mit der richtigen inneren Haltung tun, mit dem „richtigen Fuß“ über die Schwelle treten. Auch heute noch weiß jeder, wie das ist, mit dem „falschen Fuß“ aufgestanden zu sein…
Mein Fuß ist meine Verbindung zur Erde; ich bin über meine Füße verwurzelt. Ist diese Beziehung gut, fließend, ist jeder Schritt richtig.

Zeit der Balance. Wie es so richtig auch heißt: Tag-und-Nacht-GLEICHE; astrologisch auch: die Sonne beginnt ihren Lauf durch das Sternzeichen Waage, das Zeichen der Balance.
Wir stehen jetzt an der Schwelle und können zurück in den Sommer schauen und auch nach vorne, bevor wir über die Schwelle gehen. Es ist eine gute Zeit, sich um die Dinge, die aus dem Gleichgewicht geraten sind, zu kümmern. Was in dir und in deinem Leben ist nicht in Balance? Woran fehlt es, wovon ist zuviel? Schau dir all die Gegensätze an, die uns, unser Erdenleben ausmachen und wie/wo du sie zu einseitig lebst (hier sind einige zum weiteren Assoziieren…: Horizontale-Vertikale, tun-sein, männlich-weiblich, geben-nehmen, leicht-schwer, aktiv-passiv, schnell-langsam, Arbeit-Freizeit, offen-verschlossen, freiwillig-unfreiwillig, strukturiert-unstruktiriert, Gewissheit-Zweifel, groß-klein, abhängig-unabhängig, emotional-rational, lustvoll-lustlos, Kreativität-Routine, schwach-stark, kraftvoll-kraftlos, Täter-Opfer, Überfluss-Mangel, Vertrauen-Angst, … … …) Und dann nimm dir die Zeit, deine eigene Balance wieder herzustellen.

Zeit für die Ahnen. Früher wurde mit zunehmender Dunkelheit den Ahnen gedacht und gedankt. Ihnen, den Göttern und der Natur wurden die besten Früchte geopfert – wenn es „dunkel“ im Jahr wurde, bat man um Schutz, wollte alle dämonischen Kräfte besänftigen, um gut durch den Winter zu kommen, und die Natur bekam von den besten Gaben, damit sie auch im nächsten Jahr wieder fruchtbar wurde.
Wir sind es gewohnt, dass die Geschäften das ganze Jahr über alles anbieten. Nein, wir müssen jetzt nicht zurück zum oftmals kargen Winterleben unserer Vorfahren, aber über die eigene Verbindung zur Natur darf bewusster nachgedacht werden. Auch wenn du keine Tomaten und Kartoffeln anbaust und erntest, keinen Weizen säst, drischst und Brot backst, kannst du dich bedanken. Lass deine „Füße“ wurzeln…
Mit den Ahnen ist es ähnlich. In unserer Gesellschaft gibt es wenig Platz für das Wissen und die Unterstützung des Lebens durch die Vorfahren. Die Bäume können ohne Wurzeln nicht leben – wir Menschen auch nicht. Unsere Ahnen sind eine Quelle der Kraft, des Wissens und der Liebe. Wenn die Toten nicht geachtet oder aus der Familie ausgeklammert werden, kommt etwas in der Seele der Nachfahren nicht zur Ruhe. Es ist wichtig, unseren Vorfahren einen guten Platz einzuräumen, von wo aus sie freundlich auf das Leben der Nachkommen schauen können. Dann sind wir auf vielfältige Weise mit ihrem Wissen, ihren Erfahrungen und ihrem Vertrauen in das Leben verbunden.
So wiederhole ich mich gerne nochmals: Lass deine „Füße“ wurzeln…

…und dann geh über die Schwelle in den Herbst und in die zunehmende Dunkelheit.

Joyful Blessings ~

 

Bild von Oliver Mohr/pixelio.de

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