Zum zweiten Mal in diesem Jahr beschenkt Merkur uns wieder mit seiner Rückläufigkeit. In den letzen Tagen – von der Erde aus betrachtet – wurde er immer langsamer. Am 19. Mai ist er auf 13°08′ Zwilling stationär und beginnt dann seinen 24-tägigen Rückwärtsgang. Am 12. Juni ist er auf 4°34′ Zwilling stationär (direkt) und beginnt wieder an Fahrt zuzunehmen, bis er am 27. Juni die 13° Zwilling hinter sich gelassen hat.
In den Zeichen, in denen Merkur rückläufig ist, hält er sich wesentlich länger auf als wenn er direktläufig ist. Dadurch haben wir mehr Zeit, Bestehendes zu prüfen und uns mit den Themen des jeweiligen Zeichens auseinanderzusetzen.
Interessanterweise ist Merkur dieses Jahr nur in Luftzeichen rückläufig (Januar: Wassermann, Mai: Zwilling, September: Waage). Somit haben wir es mit Themen von allen Arten von Beziehungen, Kontakten, Kommunikation, Austausch, Ideenreichtum, Wissensvermittlungen, Freiheits- und Unabhängigkeitsbedürfnissen, Distanziertheit und Objektivität zu tun.
So haben wir in den kommenden Wochen die Möglichkeit, unsere Kommunikation genauer zu prüfen als sonst. Wer wichtige Verträge und Übereinkünfte abzuschließen hat, sollte diese mehrfach überprüfen, um mögliche Fehler zu vermeiden, oder warten, bis Merkur wieder direkt und auf normaler Geschwindigkeit ist.
Merkur steht dies gesamte Zeit im Quadrat zu Neptun (Fische). So sollten wir einerseits besonders auf kommunikative Missverständnisse und Versprecher achten und wichtige Verträge mehrfach lesen. Andererseits können wir intuitiver als sonst Informationen verarbeiten und zwischen den Zeilen lesen. Wer meditiert oder/und viel träumt, wird vermutlich tiefere und intensivere Erlebnisse haben als sonst.
Immer wieder wird es mit Merkur-Neptun um Wissenschaft versus Mystik gehen, rationale Argumente versus intuitives Erfassen, forschen versus träumen, planen versus auflösen. Dies kann Gefühle der Unsicherheit auslösen, weil die Grenzen zwischen den Realitäten verschwimmen und man möglicherweise nicht immer sicher ist, was jetzt „wirklich“ war. Und was heißt überhaupt „wirklich“? Wie viele Wirklichkeiten kann ich zeitgleich wahrnehmen? Es ist gut, sich immer wieder daran zu erinneren, sich zu erden, während sich das Bewusstsein ausdehnt.
Ich lade dich ein, während der rückläufigen Merkurtage innezuhalten und zu reflektieren – wer bin ich, wer ist der andere, wie teile ich mit mit, was teile ich mit, wie verstehe ich die anderen, was ist für mich Wirklichkeit, was kann Sprache vermitteln und was nicht, wie kann Wissen außerhalb von Sprache aufgenommen und wiedergegeben werden?
Ich werde einige Zitate von Shams von Tabriz posten, über den ich vor kurzem „gestolpert“ bin. Als Sufi und Derwisch hat er sein Leben in Kontemplation verbracht und ist der „Wahrheit“ sehr nah gekommen. Überliefert hat Rumi die sogenannten „40 rules of love“, deren erste im Foto steht. Hier die zweite:
„Der Pfad zur Wahrheit geht über das Herz, nicht den Kopf. Lass dich von deinem Herzen führen! Nicht von deinem Verstand. Konfrontiere deine Nafs (Selbst, Psyche, Seele), fordere sie heraus und überwinde sie letzendlich mit deinem Herzen. Die Kenntnis deiner Selbst wird dich zur Kenntnis Gottes führen.“