Der ‚fabrizierte Konsens‘

Wir kreieren die Wirklichkeit, in der wir leben, mit. Keiner von uns ist ein Opfer der gesellschaftlich-politischen Umstände, die viele als unangenehm, wenn nicht gar als bedrohlich wahrnehmen. Wir sind Mitschöpfer der Umstände, der gesellschaftlichen Verhältnisse, der politischen Ungerechtigkeiten. Wir sind nicht Zuschauer, sondern Täter. Der wesentliche Unterschied ist, ob wir das wissen oder nicht. In den meisten Fällen ist es sicherlich die Ignoranz, die uns zu (unfreiwlligen) Mittätern macht. Die, die es wissentlich tun, sind diejenigen mit Macht-und Manipulationsinteressen für ihre eigenen Zwecke. Das ist die Minderheit.

Wir leben in einer Zeit, in der es uns oft gar nicht möglich ist, zu erkennen, dass wir ignorant sind und deshalb etwas mitmachen, was uns, wenn es uns nicht regelrecht unglücklich und krank macht, uns zumindest unbehaglich fühlen lässt (mit einem Wort S. Freud’s, der vom Unbehagen in der Kultur sprach). Es ist auch klar, dass unser Mangel an unparteiischer Information Teil eines gesellschaftlichen Systems ist, das uns als Wirklichkeit vorspiegelt, was, wenn man hinter die Kulissen guckt, nichts als Propaganda ist. Um dies zu verstehen, möchte ich kurz Noam Chomsky’s Gedanken zum ‚fabrizierten Konsens‘ zusammenfassen.

Es gibt in unserer westlichen Gesellschaft eine Vormachtstellung einer zahlenmäßig relativ kleinen Elite, die unsere Gedanken und Ideen dominiert, lenkt, manipuliert, bestimmt, so dass am Ende ein Bewusstsein, dass es auch ganz anders sein könnte, gar nicht mehr entwickelt wird. Ideen, die zum Zwecke von Machtinteressen propagiert werden, werden am Ende zur Wahrheit, selbst wenn sie objektiv betrachtet Lügen sind. Was nicht in dieses Muster passt, wird aus dem öffentlichen Diskurs ausgegrenzt. Das führt dazu, dass die Gesellschaftsmitglieder (wir!) sich in ihrer eigenen kleinen Nische in der Gesellschaft einrichten, obwohl es natürlicher wäre, gegen diese Verhältnisee zu rebellieren, die ja von den meisten als ungerecht wahrgenommen werden. Diese (Selbst-)Begrenzungen werden von sozialen Strukturen und Regierungsorganisationen verfestigt. Zusammen halten sie uns davon ab, Alternativstrategien für ein besseres, gerechteres, mehr im Einklang mit spirituellen Wahrheiten geführtes Leben zu entwerfen. Stattdessen sind wir heilfroh, eine Nische gefunden zu haben (und bedauern diejenigen ängstlich, die es nicht schaffen) und nehmen so selber an unserer Entmachtung teil.

Chomsky’s Leitidee eines geglückten individuellen Lebens ist, dass der Einzelne sich kreativ in der Gesellschaft ausdrücken kann (also dem nachgehen kann, was ihm, seinem Wesen am meisten entspricht), und nicht ein kleines Rad in einer undurchsichtigen Maschinerie ist, die für die Machtinteressen einer kleinen Gruppe in Gang gehalten wird, die öffentliche Güter zum Privateigentum machen und letztendlich nur an Profitsteigerung interessiert sind. Nicht ein Rad in solch einer Maschinerie zu sein, ist eine Grundforderung jeder Ethik, spätestens seit dem Philosophen Immanuel Kant, der davon sprach, dass KEIN Mensch je zu einem Mittel für die Interessen anderer werden darf, sondern immer schon und immer nur ein Zweck ist. Allein, dass diese Worte hehr und erhaben klingen, zeigt uns, wie weit wir uns von einer ganz selbstverständlichen Forderung und Erwartung entfernt haben. Damit diese Machtinteressen von einer kleinen Gruppe relativ ungestört verfolgt werden können, ist es notwendig, eine gefügige, d.h. eine kontrollierte Presse zu haben, die aber trotzdem noch den Eindruck von Unparteilichkeit und weitem Meinungsspektrum vortäuscht, damit wir nicht die Illusion verlieren, in einer gut funktionierenden Demokratie zu leben. Wenn diese Presse gut eingestellt ist (i.S. von gut kontrolliert), sind wir nicht mehr in der Lage, Lügen wahrzunehmen. Was ständig und überall (mit geringen Nuancen) wiederholt wird, wird notwendigerweise irgendwann als Wahrheit wahrgenommen. Wie sehr die Kontrolle der Presse vorangeschritten ist, lässt sich an den oben genannten Zahlen für Deutschland und den Vereinigten Staaten problemlos ablesen.

Dass Disney und Time Warner zu den Großen in der Medienlandschaft zählen, ist aufklärend ironisch, denn sie leben ja ausdrücklich von der Herstellung von Illusionen und haben, wie die anderen Medieneigentümer, weit verzweigte Geschäftsinteressen mit anderen multi-nationalen Unternehmen, wie Vertretern der Pharma- und Lebensmittelindustrie. Eine so organisierte und struckturierte Presse ist so nicht mehr als ein Mundstück für die Geldinteressen großer Unternehmen. Dass da nicht mehr kritisch über Impfungen und Tierversuche, zum Besipiel, in der offiziellen Presse berichtet wird, nimmt da kaum Wunder.

Wahre Demokratie, nach Chomsky, beruht aber auf der direkten Beteiligung des Volkes (uns!) an politischen und wirtschaftlichen Entscheidungsprozessen. Statt aber kritische, kreative Staastsbürger hervorzubringen, um Entscheidungen zu treffen, die zum Wohl der Gemeinschaft sind, leben wir in einem Zeitalter der Propaganda, die ständig vom Eigentlichen ablenkt.

Chomsky’s optimistischer Glaube, dass jede politische Veränderung von der Basis, von ‚unten‘ passiert, kann natürlich nur Wirklichkeit werden, wenn die Wahrheit über den Zustand unserer eigenen Verblendung erkannt wird, und wir Zugang zu Informationen haben, die nicht dem Interesse der ganz Wenigen dienen. Erst dann können wir überhaupt erst unsere eigenen Intressen voll und ganz erkennen bzw,. wahrnehmen, wie sehr wir uns von ihnen entfremdet haben, und erst dann können wir auch gmeinsam handeln, eine unbedingte Voraussetzung, wenn eine grundlegende Veränderung im Denken und der Gesellschaft stattfinden soll. Gemeinsam handeln heißt in diesem Fall eben auch der Austausch unabhängiger und zuverlässiger Informationsquellen.

Mit Bezug auf Gedankenkontrolle in einer demokratischen Gesellschaft sagt Chomsky das Folgende:

Propaganda steht zur Demokratie wie Gewalt zur Diktatur. Solange wir also nicht erkennen, dass uns Propaganda, nicht Wahrheit geboten wird, kann es eine wahre Demokratie gar nicht geben.

Wir alle haben eine inwohnende Kreativität, die sich ausdrücken will, aber nicht kann, wenn Menschen sich von anderen zu ihren Mitteln machen lassen.

Echte Demokratie braucht diesen kreativen Impuls von vielen, und das heißt eben direkte Mitbeteiligung von Gemeinschaften und Einzelnen am Entscheidungsprozeß.

Wir als Bürger eines Gemeinsystems müssen in der Lage sein, Formen der Autoriät und des Zwanges zu erkennen, so dass wir die infragestellen können, die keine Legitimität haben.

Der wichtigste Aspekt hier ist die private Kontrolle von öffentlichem Besitz (Eisenbahn, Post, Wasser, Elektrizität – all das sollte für uns da sein, nicht für die Profitinteressen einer kleinen Clique von Menschen, die dann auch nicht davor zurückschrecken zu sagen, dass Zugang zu Wasser kein Menschenrecht sei, sondern ein kauf- und verkaufbarer Artikel, siehe Nestlé).

Wir brauchen freien Zugang zu Ideen und Meinungen. Die letzteren sind ja da, man braucht nur den Willen und das Wissen, sie zu finden. Das ist schwierig in einer Situation, wo sich eine kleine Gruppe Menschen untertänig macht, die freiwillig ihre Interessen in der Öffentlichkeit vertritt und damit das bietet, was man mit Walter Lippman als ’notwendige Illusionen‘ bezeichnen könnte. Beteiligt an dem Vertrieb dieser notwendigen Illusionen sind sowohl Akademiker als auch Journalisten, denen Karriere und Gehalt wichtiger sind als ihr eigenes Gewissen. Dass es auch inspirierende Ausnahmen geben kann, wird weiter unten am Beispiel Prof. Daniele Ganser gezeigt.

Chomsky spricht in seinem Propaganda Modell davon, dass Medien ‚Filter‘ haben, die den Medieninhalt (und das, was dann später als Erinnerung und ‚Geschichte‘ bleibt) bestimmen, u.a. die Besitzer dieser Medien und die Werbeunternehmen, die für ihre Produkte in den Medien werben. Ein Konflikt zwischen Werbeeinanhmen und wahrheitsgemäßer Berichterstattung wird in der Regel für die erstere entschieden.

Wie wir in unserem persönlichen Leben dafür verantwortlich sind, uns von Illusionen zu befreien und den Blick für die Wahrheit zu schärfen, so haben wir auch eine gesellschaftliche Verantwortung, uns von den (für uns ganz und gar nicht) ’notwendigen Illusionen‘ zu lösen. Wir können das tun, indem wir uns zu Informationsquellen Zugang verschaffen, die nicht Teil der Propagandamaschine sind, wie z.B. die hier angegebenen Quellen.

Ein gutes Beispiel aus der deutschsprachigen Welt ist Prof. Daniele Ganser, dessen persönliche Geschichte instruktiv ist, weil sie zeigt, wie mit Stimmen umgegangen wird, die sich gegen den ‚fabrizierten Konsens‘ stellen und ihrem eigenen Gewissen lauschen. Ein anerkannter Historiker auf dem Gebiet der verdeckten Kriegsführung hat sich Ganser dem Ergeignis 11.September zugewandt, und festgestellt, dass es in dem offiziellen Bericht darüber erhebliche Erklärungsdefizite gibt. Nachdem er immer mehr kritsiche Fragen zu diesem Ereignis stellte, wurde er in der Presse als Verschwörungstheoretiker dargestellt, und verlor seinen Univsersitätsposten erst an der ETH Zürich und später auch in Basel. Ganser musste also zwischen Karriere und sicherem Gehalt oder freier, mutiger Forschung entscheiden. Er hat sich für das letztere entschieden und ein Institut gegründet, das sehr gute Quellenmaterialien zur Verfügung stellt, die es einem einfacher machen, sich selber ein Bild von der Gegenwartssituation zu machen, und die dabei helfen, die ‚Notwendigkeit der Illusion‘ ein wenig weniger notwendig zu machen.

 

Beitragsbild: you tube – Elikal lalborcales

Der ‚fabrizierte Konsens‘

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